Interview Body Language: Nonverbale Kommunikation
Wie Sie durch bewusste Körpersprache Kompetenz, Selbstvertrauen und Professionalität ausstrahlen - der Schlüssel zum erfolgreichen Vorstellungsgespräch.
93% der Kommunikation ist nonverbal - Ihre Körpersprache entscheidet über den ersten Eindruck in den ersten 7 Sekunden.
Professionelle Körpersprache ist erlernbar und kann den Unterschied zwischen Erfolg und Absage ausmachen.
Sie haben die perfekte Antwort auf jede Frage vorbereitet, Ihr Lebenslauf ist makellos und Sie kennen das Unternehmen in- und auswendig. Doch dann sitzen Sie im Vorstellungsgespräch und Ihre Körpersprache sendet völlig andere Signale als Ihre Worte. Verschränkte Arme, vermiedener Blickkontakt oder ein schlaffer Händedruck können alle Ihre Vorbereitungen zunichte machen. Die gute Nachricht: Professionelle Körpersprache ist erlernbar und wird zu Ihrem mächtigsten Werkzeug im Interview.
Diese vier Säulen bilden das Fundament professioneller nonverbaler Kommunikation:
Ihre Haltung kommuniziert Selbstvertrauen und Aufmerksamkeit
✓ Correct:
Gerade, aber entspannte Wirbelsäule. Schultern zurück, aber nicht verkrampft. Füße fest am Boden, leicht nach vorne geneigt zum Gesprächspartner.
✗ Incorrect:
Zusammengesackt im Stuhl, verschränkte Arme, zurückgelehnt oder zu weit nach vorne gebeugt. Wippen oder ständiges Positionswechseln.
Der direkte Weg zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit
✓ Correct:
60-70% der Zeit direkter Blickkontakt. Natürliche Pausen zum Nachdenken. Bei mehreren Interviewern: Blick gleichmäßig verteilen.
✗ Incorrect:
Starren ohne Unterbrechung, ständiges Wegschauen, Blick auf Handy oder Notizen, nur eine Person anschauen bei Panel-Interviews.
Der erste und letzte physische Kontakt - er muss sitzen
✓ Correct:
Fester, aber nicht quetschender Griff. 2-3 Sekunden halten. Trockene Handflächen. Vollständige Hand, nicht nur Fingerspitzen.
✗ Incorrect:
Schlaffer 'toter Fisch', zu fest/schmerzhaft, feuchte Handflächen, nur Fingerspitzen berühren, zu lange halten.
Ihr Gesicht ist der Spiegel Ihrer Persönlichkeit
✓ Correct:
Authentisches, warmes Lächeln bei Begrüßung. Interessierte, aufmerksame Miene während des Gesprächs. Emotionen passend zur Situation.
✗ Incorrect:
Dauerlächeln ohne Bezug, ausdruckslose Miene, stirnrunzelnde oder skeptische Gesichtszüge, übertriebene Reaktionen.
Dos & Don'ts: Die wichtigsten Regeln
Eine klare Checkliste für erfolgreiche Interview-Körpersprache:
- Pünktlich 5-10 Minuten vor dem Termin eintreffen
- Aufrecht stehen und gehen - auch in Wartebereichen
- Handy stumm schalten und wegpacken
- Aktiv zuhören durch Nicken und interessierte Körpersprache
- Hände sichtbar auf dem Tisch oder Schoß platzieren
- Natürliche Gestik zur Unterstützung Ihrer Aussagen
- Angemessene Reaktionen auf Humor zeigen
- Ruhig bleiben bei schwierigen Fragen
- Interesse durch leichtes Vorbeugen signalisieren
- Professionelle Verabschiedung mit Händedruck
- Arme vor der Brust verschränken
- Ständiges Berühren von Gesicht, Haaren oder Kleidung
- Mit Stift oder anderen Gegenständen spielen
- Auf den Stuhl lümmeln oder zu entspannt wirken
- Hände in den Hosentaschen vergraben
- Ständiges Schauen auf die Uhr oder das Handy
- Übertriebene oder hektische Gestik
- Gähnen oder gelangweilte Körpersprache
- Zu geringer Abstand oder Berührungen
- Nervöse Tics wie Beinwippen oder Fingertrommeln
So verhalten Sie sich in den kritischen Phasen des Interviews:
Beim Betreten des Raums
- Selbstbewusst, aber nicht arrogant eintreten
- Kurz innehalten, um den Raum zu erfassen
- Freundlichen Blickkontakt zu allen Anwesenden
- Warten, bis man zum Platz geführt wird
- Dankbar für die Einladung sein - verbal und nonverbal
Im Wartezimmer
- Aufrechte Haltung auch beim Sitzen
- Handy wegpacken, stattdessen Umgebung beobachten
- Freundlich zu Assistenten und Empfangspersonal sein
- Keine private Telefonate oder Nachrichten
- Entspannt, aber aufmerksam wirken
Bei schwierigen Fragen
- Ruhig atmen und Bedenkzeit nehmen
- Körpersprache offen halten, nicht verschließen
- Direkten Blickkontakt beibehalten
- Hände sichtbar lassen, nicht verstecken
- Ehrlichkeit durch offene Gestik unterstreichen
Diese unbewussten Signale können Ihre Chancen ruinieren:
Der nervöse Zappelphilipp
Problem:
Ständiges Bewegen, mit Objekten spielen, Beine wippen - signalisiert Stress und Unprofessionalität
Solution:
Bewusst ruhige Haltung einnehmen, Hände gezielt platzieren, bei Nervosität tief durchatmen
Die Barriere-Bildung
Problem:
Verschränkte Arme, Tasche vor dem Körper, weggedrehte Schultern - wirkt verschlossen und uninteressiert
Solution:
Offene Körperhaltung, Arme entspannt, dem Interviewer zugewandt, Objekte nicht als Schutzschild nutzen
Das Blick-Vermeidungs-Spiel
Problem:
Ständiges Wegschauen, auf Notizen starren, aus dem Fenster blicken - wirkt unsicher oder unehrlich
Solution:
60-70% direkter Augenkontakt, natürliche Pausen, bei mehreren Personen Blick gleichmäßig verteilen
Die Powerpose-Übertreibung
Problem:
Zu dominante Haltung, übertriebene Gestik, zu viel Raum einnehmen - kann arrogant wirken
Solution:
Selbstbewusst, aber respektvoll auftreten, angemessene Gestik, Raum mit anderen teilen
Der Authentizitäts-Verlust
Problem:
Völlig unnatürliche Haltung, übertriebenes Lächeln, roboterhafte Bewegungen
Solution:
Übung zu Hause, natürlich bleiben, Körpersprache an eigene Persönlichkeit anpassen
Online-Gespräche erfordern angepasste Körpersprache-Strategien:
Kamera-Blickkontakt
- Direkt in die Kamera schauen, nicht auf den Bildschirm
- Kamera auf Augenhöhe positionieren
- Kleinen Pfeil-Aufkleber neben Kamera als Erinnerung
Gestik im Bildausschnitt
- Hände im sichtbaren Bereich halten
- Gestik etwas größer als normal, aber nicht übertrieben
- Bewusst langsamere Bewegungen - Online erscheint alles schneller
Energie und Präsenz
- 10-15% mehr Energie als persönlich - Kamera 'schluckt' Ausstrahlung
- Bewusst aufrechte Haltung, auch wenn nur Oberkörper sichtbar
- Lächeln etwas verstärken - wirkt online oft neutraler
Technische Körpersprache
- Testlauf vorher für natürliche Bewegungen im Rahmen
- Backup-Plan für technische Probleme kommunizieren
- Ruhig bleiben bei Verbindungsproblemen - das zeigt Professionalität
Körpersprache-Normen variieren je nach kulturellem Hintergrund des Unternehmens:
Deutschland/Österreich/Schweiz
Eye Contact:
Direkter, längerer Augenkontakt erwartet - zeigt Ehrlichkeit und Respekt
Handshake:
Fester, kurzer Händedruck. Wichtig bei Begrüßung und Verabschiedung
Personal Space:
Größerer persönlicher Abstand bevorzugt, zurückhaltende Gestik
USA/Kanada
Eye Contact:
Häufiger Augenkontakt, aber mit mehr Variationen und Lächeln
Handshake:
Fester Händedruck oft mit Patting auf Schulter oder Arm
Personal Space:
Etwas weniger formell, offenere und expressivere Gestik akzeptiert
Asiatischer Raum
Eye Contact:
Respektvoller, aber nicht starrender Blickkontakt - besonders zu Vorgesetzten
Handshake:
Leichter Händedruck oder Verbeugung, abhängig vom Land
Personal Space:
Größerer Respektabstand, zurückhaltendere Körpersprache
Mit diesen Übungen perfektionieren Sie Ihre Interview-Körpersprache:
Spiegel-Training
Trainieren Sie authentische Körpersprache vor dem Spiegel
Typische Interview-Fragen laut beantworten
Auf Gesichtsausdruck und Gestik achten
Verschiedene Sitzpositionen ausprobieren
Kritische Selbstbeobachtung ohne Übertreibung
Video-Aufzeichnung
Erstellen Sie Mock-Interview-Videos zur Selbstanalyse
Smartphone aufstellen und 10-minütiges Mock-Interview führen
Video ohne Ton anschauen - nur Körpersprache bewerten
Störende Gewohnheiten identifizieren
Wiederholung bis natürliche Verbesserung sichtbar
Alltagstraining
Integrieren Sie bewusste Körpersprache in den Alltag
Bei wichtigen Gesprächen auf Haltung achten
Augenkontakt in normalen Unterhaltungen üben
Händedruck bei jeder Begrüßung bewusst wahrnehmen
Feedback von Freunden und Familie einholen
Stress-Simulation
Üben Sie Körpersprache unter Druck
Schwierige Fragen von Freunden stellen lassen
Zeitdruck simulieren
Störende Elemente einbauen
Ruhige Körpersprache trotz Stress beibehalten lernen
Ihr Weg zur überzeugenden Körpersprache
Professionelle Körpersprache ist kein Talent, sondern eine erlernbare Fähigkeit. Mit bewusster Übung und Aufmerksamkeit für nonverbale Signale werden Sie in jedem Interview einen überzeugenden ersten Eindruck hinterlassen. Denken Sie daran: Authentizität schlägt Perfektion. Nutzen Sie diese Techniken als Rahmen, aber bleiben Sie dabei Sie selbst. Ihre Persönlichkeit sollte durch professionelle Körpersprache unterstrichen, nicht versteckt werden.
Bereit, Ihre Interview-Skills zu perfektionieren?
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