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Bewerbungsgespräch-Vorbereitung

Interview Body Language: Nonverbale Kommunikation

Wie Sie durch bewusste Körpersprache Kompetenz, Selbstvertrauen und Professionalität ausstrahlen - der Schlüssel zum erfolgreichen Vorstellungsgespräch.

Dr. Alexandra Richter
18. Januar 2025
12 Min. Lesezeit

93% der Kommunikation ist nonverbal - Ihre Körpersprache entscheidet über den ersten Eindruck in den ersten 7 Sekunden.

Professionelle Körpersprache ist erlernbar und kann den Unterschied zwischen Erfolg und Absage ausmachen.

Sie haben die perfekte Antwort auf jede Frage vorbereitet, Ihr Lebenslauf ist makellos und Sie kennen das Unternehmen in- und auswendig. Doch dann sitzen Sie im Vorstellungsgespräch und Ihre Körpersprache sendet völlig andere Signale als Ihre Worte. Verschränkte Arme, vermiedener Blickkontakt oder ein schlaffer Händedruck können alle Ihre Vorbereitungen zunichte machen. Die gute Nachricht: Professionelle Körpersprache ist erlernbar und wird zu Ihrem mächtigsten Werkzeug im Interview.

Die Grundlagen der Interview-Körpersprache

Diese vier Säulen bilden das Fundament professioneller nonverbaler Kommunikation:

Körperhaltung

Ihre Haltung kommuniziert Selbstvertrauen und Aufmerksamkeit

✓ Correct:

Gerade, aber entspannte Wirbelsäule. Schultern zurück, aber nicht verkrampft. Füße fest am Boden, leicht nach vorne geneigt zum Gesprächspartner.

✗ Incorrect:

Zusammengesackt im Stuhl, verschränkte Arme, zurückgelehnt oder zu weit nach vorne gebeugt. Wippen oder ständiges Positionswechseln.

Augenkontakt

Der direkte Weg zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit

✓ Correct:

60-70% der Zeit direkter Blickkontakt. Natürliche Pausen zum Nachdenken. Bei mehreren Interviewern: Blick gleichmäßig verteilen.

✗ Incorrect:

Starren ohne Unterbrechung, ständiges Wegschauen, Blick auf Handy oder Notizen, nur eine Person anschauen bei Panel-Interviews.

Händedruck

Der erste und letzte physische Kontakt - er muss sitzen

✓ Correct:

Fester, aber nicht quetschender Griff. 2-3 Sekunden halten. Trockene Handflächen. Vollständige Hand, nicht nur Fingerspitzen.

✗ Incorrect:

Schlaffer 'toter Fisch', zu fest/schmerzhaft, feuchte Handflächen, nur Fingerspitzen berühren, zu lange halten.

Gesichtsausdruck

Ihr Gesicht ist der Spiegel Ihrer Persönlichkeit

✓ Correct:

Authentisches, warmes Lächeln bei Begrüßung. Interessierte, aufmerksame Miene während des Gesprächs. Emotionen passend zur Situation.

✗ Incorrect:

Dauerlächeln ohne Bezug, ausdruckslose Miene, stirnrunzelnde oder skeptische Gesichtszüge, übertriebene Reaktionen.

Dos & Don'ts: Die wichtigsten Regeln

Eine klare Checkliste für erfolgreiche Interview-Körpersprache:

Was Sie tun sollten
  • Pünktlich 5-10 Minuten vor dem Termin eintreffen
  • Aufrecht stehen und gehen - auch in Wartebereichen
  • Handy stumm schalten und wegpacken
  • Aktiv zuhören durch Nicken und interessierte Körpersprache
  • Hände sichtbar auf dem Tisch oder Schoß platzieren
  • Natürliche Gestik zur Unterstützung Ihrer Aussagen
  • Angemessene Reaktionen auf Humor zeigen
  • Ruhig bleiben bei schwierigen Fragen
  • Interesse durch leichtes Vorbeugen signalisieren
  • Professionelle Verabschiedung mit Händedruck
Was Sie vermeiden sollten
  • Arme vor der Brust verschränken
  • Ständiges Berühren von Gesicht, Haaren oder Kleidung
  • Mit Stift oder anderen Gegenständen spielen
  • Auf den Stuhl lümmeln oder zu entspannt wirken
  • Hände in den Hosentaschen vergraben
  • Ständiges Schauen auf die Uhr oder das Handy
  • Übertriebene oder hektische Gestik
  • Gähnen oder gelangweilte Körpersprache
  • Zu geringer Abstand oder Berührungen
  • Nervöse Tics wie Beinwippen oder Fingertrommeln
Situative Körpersprache-Strategien

So verhalten Sie sich in den kritischen Phasen des Interviews:

Beim Betreten des Raums

  • Selbstbewusst, aber nicht arrogant eintreten
  • Kurz innehalten, um den Raum zu erfassen
  • Freundlichen Blickkontakt zu allen Anwesenden
  • Warten, bis man zum Platz geführt wird
  • Dankbar für die Einladung sein - verbal und nonverbal

Im Wartezimmer

  • Aufrechte Haltung auch beim Sitzen
  • Handy wegpacken, stattdessen Umgebung beobachten
  • Freundlich zu Assistenten und Empfangspersonal sein
  • Keine private Telefonate oder Nachrichten
  • Entspannt, aber aufmerksam wirken

Bei schwierigen Fragen

  • Ruhig atmen und Bedenkzeit nehmen
  • Körpersprache offen halten, nicht verschließen
  • Direkten Blickkontakt beibehalten
  • Hände sichtbar lassen, nicht verstecken
  • Ehrlichkeit durch offene Gestik unterstreichen
Häufige Körpersprache-Fehler vermeiden

Diese unbewussten Signale können Ihre Chancen ruinieren:

Der nervöse Zappelphilipp

Problem:

Ständiges Bewegen, mit Objekten spielen, Beine wippen - signalisiert Stress und Unprofessionalität

Solution:

Bewusst ruhige Haltung einnehmen, Hände gezielt platzieren, bei Nervosität tief durchatmen

Die Barriere-Bildung

Problem:

Verschränkte Arme, Tasche vor dem Körper, weggedrehte Schultern - wirkt verschlossen und uninteressiert

Solution:

Offene Körperhaltung, Arme entspannt, dem Interviewer zugewandt, Objekte nicht als Schutzschild nutzen

Das Blick-Vermeidungs-Spiel

Problem:

Ständiges Wegschauen, auf Notizen starren, aus dem Fenster blicken - wirkt unsicher oder unehrlich

Solution:

60-70% direkter Augenkontakt, natürliche Pausen, bei mehreren Personen Blick gleichmäßig verteilen

Die Powerpose-Übertreibung

Problem:

Zu dominante Haltung, übertriebene Gestik, zu viel Raum einnehmen - kann arrogant wirken

Solution:

Selbstbewusst, aber respektvoll auftreten, angemessene Gestik, Raum mit anderen teilen

Der Authentizitäts-Verlust

Problem:

Völlig unnatürliche Haltung, übertriebenes Lächeln, roboterhafte Bewegungen

Solution:

Übung zu Hause, natürlich bleiben, Körpersprache an eigene Persönlichkeit anpassen

Körpersprache in virtuellen Interviews

Online-Gespräche erfordern angepasste Körpersprache-Strategien:

Kamera-Blickkontakt

  • Direkt in die Kamera schauen, nicht auf den Bildschirm
  • Kamera auf Augenhöhe positionieren
  • Kleinen Pfeil-Aufkleber neben Kamera als Erinnerung

Gestik im Bildausschnitt

  • Hände im sichtbaren Bereich halten
  • Gestik etwas größer als normal, aber nicht übertrieben
  • Bewusst langsamere Bewegungen - Online erscheint alles schneller

Energie und Präsenz

  • 10-15% mehr Energie als persönlich - Kamera 'schluckt' Ausstrahlung
  • Bewusst aufrechte Haltung, auch wenn nur Oberkörper sichtbar
  • Lächeln etwas verstärken - wirkt online oft neutraler

Technische Körpersprache

  • Testlauf vorher für natürliche Bewegungen im Rahmen
  • Backup-Plan für technische Probleme kommunizieren
  • Ruhig bleiben bei Verbindungsproblemen - das zeigt Professionalität
Kulturelle Unterschiede beachten

Körpersprache-Normen variieren je nach kulturellem Hintergrund des Unternehmens:

Deutschland/Österreich/Schweiz

Eye Contact:

Direkter, längerer Augenkontakt erwartet - zeigt Ehrlichkeit und Respekt

Handshake:

Fester, kurzer Händedruck. Wichtig bei Begrüßung und Verabschiedung

Personal Space:

Größerer persönlicher Abstand bevorzugt, zurückhaltende Gestik

USA/Kanada

Eye Contact:

Häufiger Augenkontakt, aber mit mehr Variationen und Lächeln

Handshake:

Fester Händedruck oft mit Patting auf Schulter oder Arm

Personal Space:

Etwas weniger formell, offenere und expressivere Gestik akzeptiert

Asiatischer Raum

Eye Contact:

Respektvoller, aber nicht starrender Blickkontakt - besonders zu Vorgesetzten

Handshake:

Leichter Händedruck oder Verbeugung, abhängig vom Land

Personal Space:

Größerer Respektabstand, zurückhaltendere Körpersprache

Praktische Übungen für zu Hause

Mit diesen Übungen perfektionieren Sie Ihre Interview-Körpersprache:

Spiegel-Training

Trainieren Sie authentische Körpersprache vor dem Spiegel

1

Typische Interview-Fragen laut beantworten

2

Auf Gesichtsausdruck und Gestik achten

3

Verschiedene Sitzpositionen ausprobieren

4

Kritische Selbstbeobachtung ohne Übertreibung

Video-Aufzeichnung

Erstellen Sie Mock-Interview-Videos zur Selbstanalyse

1

Smartphone aufstellen und 10-minütiges Mock-Interview führen

2

Video ohne Ton anschauen - nur Körpersprache bewerten

3

Störende Gewohnheiten identifizieren

4

Wiederholung bis natürliche Verbesserung sichtbar

Alltagstraining

Integrieren Sie bewusste Körpersprache in den Alltag

1

Bei wichtigen Gesprächen auf Haltung achten

2

Augenkontakt in normalen Unterhaltungen üben

3

Händedruck bei jeder Begrüßung bewusst wahrnehmen

4

Feedback von Freunden und Familie einholen

Stress-Simulation

Üben Sie Körpersprache unter Druck

1

Schwierige Fragen von Freunden stellen lassen

2

Zeitdruck simulieren

3

Störende Elemente einbauen

4

Ruhige Körpersprache trotz Stress beibehalten lernen

Ihr Weg zur überzeugenden Körpersprache

Professionelle Körpersprache ist kein Talent, sondern eine erlernbare Fähigkeit. Mit bewusster Übung und Aufmerksamkeit für nonverbale Signale werden Sie in jedem Interview einen überzeugenden ersten Eindruck hinterlassen. Denken Sie daran: Authentizität schlägt Perfektion. Nutzen Sie diese Techniken als Rahmen, aber bleiben Sie dabei Sie selbst. Ihre Persönlichkeit sollte durch professionelle Körpersprache unterstrichen, nicht versteckt werden.

Bereit, Ihre Interview-Skills zu perfektionieren?

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